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Katar in der WorldSBK Geschichte

Wednesday, 14 October 2015 07:10 GMT

Doha gehört zwar zu den neueren Zielen, sorgte aber schon für 2005 für World Superbike Action…

Katar war zur Eröffnung 2005 zum ersten Mal Gastgeber der WorldSBK. Fast unglaublich für eine Rennstrecke mitten in der Wüste, das damals Regen eine wichtige Rolle spielte. Die Pole Position ging unter trockenen Bedingungen an Regus Laconi, während die Rundenzeiten in beiden Rennen bewiesen, dass die Suzuki GSX-R1000 K5 zum ernsten Geschäft gehörte. Troy Corser und Yukio Kagayama feierten im ersten Rennen ein 1-2-ergebnis, während der Japaner dank einer besseren Reifenwahl im zweiten Rennen die Vorderhand gewann. Corser – der Weltmeister dieses Jahres – fiel hinter Regis Laconis Ducati auf Rang drei zurück.

Das erste Rennen 2006 bewies sich als kampfeslustig, voller unerwarteter Wendungen. Zu Beginn kämpfte Kagayama gegen Corser, Noriyuki Haga, Andrew Pitt und Troy Bayliss. Von hinten kam aber James Toseland und lag schnell an dritter Position. Es schien als würden sich Kagayama oder Haga den Sieg sichern, aber Letzterer kollidierte in der letzten Runde mit seinem Teamkollegen, während Toseland schließlich die Lorebeeren erntete. Im zweiten Rennen kämpfte Troy gegen Troy: Corser führte zu Beginn, während Bayliss von Startplatz fünf aufholen musste. Bayliss attackierte seinen australischen Landsmann unermüdlich, aber Corser schlug bei jeder Gelegenheit zurück und war am Ende in der Lage seine Ducati ganz vorn ins Ziel zu bringen.

Auch vor den Rennen 2007 waren die Erwartungen hoch. Der vierfache 250ccm Grand Prix Weltmeister Max Biaggi war schon beim Test vor seinem WorldSBK Debüt schnell und verschenkte die Pole nur knapp an Toseland. In der ersten Kurve gingen beide weit und verloren ihren Vorteil gegenüber Haga und Corser, waren aber schnell wieder zurück und kämpften auch am Rennende noch um den Sieg. Schließlich kam Biaggi an der Spitze heraus und brannte seinen Namen damit schon in seinem allerersten Rennen in die Liste der World Superbike Sieger ein. Der ‚Roman Emperor’ konnte wieder gewinnen und zeigte das emotional mit Tränen in den Augen im Parc Ferme.

Auch die Saison 2008 begann in Katar. Corser holte seine 41. Pole Position (die vorletzte seiner langen Karriere). Die Führung im ersten Rennen wurde ihm jedoch vom Deutschen Max Neukirchner abgenommen. Im Rennen kam es zu einem Kontakt zwischen ihm und Biaggi. Bei seinen Bemühungen, seinen Gefühlen Biaggi gegenüber Ausdruck zu geben verlor Neukirchner allerdings die Kontrolle über sein Bike. Bayliss gewann das Rennen auf dem Weg zu seinem dritten und letzten Titel und schlug Biaggi mit weniger als vier Zehntelsekunden, womit er den ersten Rennsieg auf der Ducati 1098 R feierte. Im zweiten Rennen forderte Yamaha erneut heraus. Aber dieses Mal waren es die Ducati Sterilegarda Maschinenv on Biaggi und Ruben Xaus, die vor Bayliss und Fonsi Nieto lagen. Sechs der Top-5 waren Ducatis, allerdings war es schließlich die Alstare Suzuki von Nieto, die in den Runden 15 und 16 an beiden Sterilegarda Bikes vorbeiging. Nieto feierte damit seinen einzigen World Superbike Sieg, bevor er 2010 aufhörte.

2009 wurde Losail zum zweiten Rennwochenende im Kalender nach Phillip Island. Der Amerikaner Ben Spies sicherte sich die Pole, zeigte bei seinem ersten Start des Wochenendes aber nicht seine beste Leistung und verlor Zeit auf Biaggi, Haga, Jakub Smrz und Shinya Nakano. In der fünften Runde machte er zwei Positionen wieder gut und überholte Nakano und Smrz in der ersten Kurve. Dann holte er auf Biaggi und Haga auf, bevor er den richtigen Moment abwartete. In der 13. Runde kam es zu einem spektakulären Manöver: Spies überholte Haga, während der Japaner gegen Biaggi kämpfte. Er fuhr davon und überließ seinen Rivalen nur noch den Kampf um Platz zwei. Haga sicherte sich den zweiten Rang dank eines Fehlers von Biaggi in der letzten Runde. Im zweiten Rennen lief es etwas anders: Nachdem er schon früh auf Rang drei lag, schnappte sich Spies die Spitze in Runde sechs und fuhr auf und davon.

Nach 2009 fand Losail zunächst keinen Platz mehr im World Superbike Kalender. Nach vier Jahren Abwesenheit kehrte es 2014 zum ersten Nachtrennen der Meisterschaft zurück, was zu einem der historischsten und erinnerungswürdigsten Wochenenden der WorldSBK Geschichte wurde. Nun als letzte Runde der Saison hieß Katar die Titelanwärter Tom Sykes (amtierender Weltmeister auf einer Kawasaki) und Sylvain Guintoli (noch keinen Titel, Aprilia). Die Pole ging an Ducati Pilot Davide Giugliano, Sykes startete von P3 und Guintoli auf P5. Der Franzose brauchte zwei Rennsiege, um den Titel zu holen und hatte daher eine denkbar schlechte Ausgangsposition.

Auch für Sykes war es nicht leicht. In der ersten Runde des ersten Rennens wurde er von seinem Teamkollegen Loris Baz überholt, der schließlich Zweiter wurde, während sich Guintoli noch den Sieg schnappte. Sykes war Dritter, während Pole-Mann Giugliano auf fünf zurückfiel. Baz wollte seine zweite Position trotz einer deutlichen Anzeige auf seinem Pitboard nicht an Sykes abgeben. Nach dem Rennen machte Baz klar, dass er sich nicht an die Teamorder gehalten hatte. Vor dem letzten Rennen hatte sich Sykes’ Führung auf bedenkliche drei Punkte beschränkt. Baz war nach einem Kontakt mit Leon Haslam in Kurve eins schnell verschwunden. Rea führte, nachdem er Sykes überholt hatte, während Guintoli hinter Giugliano an vierter Position lag. Der Franzose holte langsam auf, schnappte sich einen nach dem anderen und überholte Giugliano und Sykes gleichzeitig, bevor er sich auch noch Rea schnappte. Gegen Ende hatte Sykes mit mangelndem Grip zu kämpfen und fiel schließlich auf den dritten Rang hinter Rea zurück.

Ab diesem Moment hatte Guintoli keine weiteren Schwierigkeiten mit seinen Rivalen. Er fuhr seinem zweiten Sieg der Nacht entgegen, seinem ersten WorldSBK-Doppelsieg und einem symbolischen WM-Titel. Er wurde Frankreichs zweiter Weltmeister, nachdem Raymond Roche 24 Jahre zuvor triumphiert hatte. Sykes ärgerte sich darüber, was hätte sein können und eröffnete einen kleinen Twitter-Krieg gegen seinen Teamkollegen Baz. Aber nichtsdestotrotz: Guintoli war Weltmeister.

Michele Merlino